Leistenklippen im Harz, Januar 2017

Schneeschuhe, ich habe noch nie eine Schneeschuhtour gemacht, bis Freitag. Der Wetterbericht klang vielversprechend, am vergangenen Donnerstag. Da war von unheimlich viel Schnee die Rede, und von Wind.

Uns leuchten die Augen … Arktis, der Wetterbericht klingt nach Arktis. Es liegt also nichts näher, als spontan einmal eine Schneetour bei fein winterlichen Verhältnissen zu unternehmen. Mit Bahn und Bus kommen wir zu halbwegs akzeptabler Uhrzeit, ohne allzu viel Verspätung, bei Schierke im Harz an.

Erstmal diese Dinger an die Füße kriegen. Nach einigen Umschlingungen mit einem recht langen Schnallgurt sitzen sie schließlich fest an den Schuhen. Es geht sich, zwar recht breitbeinig, aber immerhin kommen wir doch vorwärts. Der Schnee liegt tief, und locker liegt er auch. Ab und an krachen wir trotz breiter Auflagefläche tief ein. Lustig, wenn es dem anderen passiert, beschwerlich sich wieder zu befreien, wenn man selbst bis zur Hüfte in einem Schneeloch eingebrochen ist. Steil gehen wir bergauf, stapfen weiter durch immer höher liegenden Schnee. Am Fuß der Leistenklippen erreichen wir schon in der Dunkelheit einen guten Platz, wo wir die Nacht verbringen können.

Im Osten geht der Vollmond auf, sogar ein Sternenhimmel zeigt sich, vom Sturm angetrieben jagen die Wolken über uns hinweg. Der Mond erhellt die Nacht, der Himmel ist plötzlich ganz frei. Im Schein des Mondlichts tasten wir uns durch den dick verschneiten Winterwald zu den Klippen. Wir müssen die Schneeschuhe abschnallen. Leitern führen hinauf auf die Klippen. Wir treten die eingeeisten und verschneiten Stufen den Leiter frei, klettern hinauf auf die Felsen.

Diese Nacht ist atemberaubend! Der Harz liegt unter uns. Wernigerode, und einige andere Ortschaften leuchten zu uns hinauf, Mond und Sterne beleuchten die eisigen Klippen. Dick vermummt stehen wir auf den Klippen in eisekalter, stürmischer Nacht …, mit einem Gefühl von Arktis … herrlich! Wir pressen mit dem Gewicht unserer Körper die Stative mit den Kameras auf den Boden, um die Bilder nicht total zu verwackeln. Es klappt einigermaßen. Dann zieht es wieder zu und beginnt zu schneien. Wir klettern hinunter zu unserem Nachtlager, wo wir in den kommenden Stunden in starkem Schneetreiben versinken werden ...


Da, eine Art Rastplatz, sonst weit und breit keinerlei Bebauung, und die Wiese an dem kleinen Fluss Ulster gefällt mir hier sehr gut. Ich kann baden. Ist doch viel besser, als oben auf dem Berg. Ein Zelt brauche ich nicht, lege mich einfach ins Gras. Na ja, hier gibt es eine beachtliche Population von Nacktschnecken, und merkwürdiger Weise können die ein erstaunliches Tempo an den Tag legen, wenn man erstmal schläft. Dann sitzen sie auf einmal überall.

Es rappelt und zuppelt gehörig um mich herum, als ich versuche zu schlafen. Eine Maus, vielleicht mehrere, evtl. Größeres. Ich sehe nichts, aber ich höre sie … wilde Tiere, Afrika eben. Zum Glück werde ich nicht selbst gefressen, aber am nächsten Morgen muss ich frühstücks feststellen, dass dieses knapper ausfallen wird. Eine Maus oder gar mehrere haben sich während der Rappe- und Zuppelei des Nachts in meine Vorratsradtasche eingearbeitet und kurzer Hand Kleinholz hinterlassen, nur das Brot ist weg, ein größeres Stück davon - Gauner und Halunken!

Zwischenzeitlich war die Nacht im Ansatz ein Wüstentraum. Es war warm, kein Wind hat geweht, über dem Ulstertal bildeten sich Nebel über den Wiesen in Flussnähe. Die Milchstraße über mir habe ich zwar nicht so deutlich gesehen, wie auf dem Bild, aber immerhin sehr deutlich mit bloßem Auge. Wunderbar, eine herrliche Gegend … ein Hauch von Afrika in der Rhön im Hessenland ...

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