Radtour und Wanderung Norwegen / Lappland, Sommer 2016

Ich war bei den dicken, runden Bockermännern und habe sogar bei ihnen übernachtet. Dabei hatte ich an diesem Tag eigentlich etwas ganz anderes vor. Am Morgen ist das Wetter unglaublich schlecht, und ich frage mich, ob dies gar in einem Ruhetag im Zelt münden wird. Ein, zwei Stunden nach Mittag ist es dann plötzlich ganz nett, zumindest schon mal trocken.

Ein Tag im Zelt ist furchtbar langweilig, und irgendwann weiss man dann gar nicht mehr, wie man denn noch liegen soll. Also fahre ich einen Abstecher nach Glomfjord. Meine Vorstellung war, eine schöne Wanderung Richtung Svartisen Gletscher zu machen. Glomfjord ist im Grunde genommen ganz schön gelegen, trotzdem gefällt mir der Ort nicht. Eigentlich ist die ganze Geschichte nur ein einziges Kraftwerk.

Schön, denke ich mir, bzw. nicht so schön, und beschließe umzukehren und stattdessen in Ørnes Eis zu essen. Man sollte nicht ausgehungert in einen Supermarkt gehen. Aus dem Eis wird schnell ein Großeinkauf mit anschließendem Festmahl. Das Blatt hat sich mittlerweile total gewendet. Die Sonne scheint vom blauen Himmel, und warm ist es noch dazu.

Irgendwann muss es weiter gehen, die Stunde ist ohnehin schon etwas fortgeschritten. Nach einigen Kilometern nähere ich mich der offenen Küste. Die Helgelandkyste ist landschaftlich ohnehin sehr reizvoll, aber hier gefällt es mir noch einen Tuck besser. Es spricht nichts dagegen, hier die Nacht zu verbringen. Bockermänner, überall kugelrunde, dicke Bockermänner, mein erster Versuch, einen halbwegs ebenen Platz für mein Zelt zu finden, scheitert kläglich.

Ein, zwei, drei Kilometer weiter probiere ich es noch einmal, perfekt. Ich trage mein Fahrrad und die Gepäckstücke einzeln eine Böschung runter, noch ein Stück weit durch Gebüsch, und da liegt auch schon eine kleine Fläche vor mir, auf der mein Zelt gerade so eben seinen Platz findet. Der Sonnenuntergang zieht sich endlos in die Länge, und er hat etwas Glamouröses, das Gegenteil vom Morgen an diesem Tag.

Der Strand ist übersät von Steinen, zum Wasser hin werden sie immer größer, bis ich von Bockermann zu Bockermann springe. Noch ist Ebbe, aber in der Dunkelheit kommt die Flut. Wir befinden uns gerade in der Geisterstunde, am Horizont ist es noch gar nicht richtig dunkel, das Wasser steigt. Ich balanciere auf den Bockermännern umher, und um mein Stativ herum, welches langsam vom Wasser erreicht wird.

In dieser Nacht erscheinen die ersten Nordlichter meiner diesjährigen Sommertour, und sie sind richtig stark. Mittlerweile kenne ich das Phänomen schon, aber trotzdem bin ich total begeistert. Es ist still, nur das steigende Wasser der kommenden Flut höre ich heran glucksern und schwappen. Die Felsen im Wasser liegen seit Jahrtausenden hier herum. Sie haben Stürme erlebt, Ebbe und Flut, immer und immer wieder, und sie erleben Nächte wie diese. Ich freue mich heute hier zu sein, in dieser ruhigen und zauberhaften Nacht bei den dicken Bockermännern …

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